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Heinrich Holtgreve —
wir sind uns einig: Teil 1

Materielles Geld

In zeitgenössischen Portemonnaies ruht Geld in Gestalt von Metallmünzen, Papierscheinen und Plastikkarten. Eine fotografisch-historische Spurensuche im Geldmuseum Xanten zeigt: Die Erscheinungsform von Geld hat sich schon immer in stetem Wandel befunden.

Die einen laufen bei sengender Hitze immer im Kreis um einen schwarzen Quader, andere stecken Papierschnipsel in eine Mauer — und wieder andere stellen sich in den Wintermonaten einen Nadelbaum ins Wohnzimmer. Worauf sich aber im 21. Jahrhundert alle einigen können: Metallmünzen, Papierscheine und Plastikkarten. Doch früher, etwa 2000 v. Chr., übernahmen Kaurimuscheln diese Funktion.
In weiten Teilen der Welt galt die einzelne Kaurimuschel, oder mit Bastfäden zu Geldschnüren gruppiert, als Zahlungsmittel. Kaurigeld, als bekanntester Vertreter des „Primitivgeldes“, war das erste allgemeingültige Geld.
Ein weiterer „Primitivgeld“-Vertreter war Salz.
Im heutigen Staatsgebiet der Türkei wurde im Reich der Lyder 600 v. Chr. erstmals Münzgeld eingesetzt. Die Münzen des heute in weiten Teilen Europas gültigen Geldes werden aus metallischen Rohstoffen, wie hier aus Kupferbrammen, hergestellt.
Was dem Mobiltelefon die Hülle, ist der Münze das Portemonnaie — oder wie hier: das Münzbrett.
Das Verspechen des Kapitalismus: Besitz wird zu Vermögen, wird zu Reichtum.
Es geht nichts verloren: Die Reste dieser ausgestanzten 50-Eurocent-Münzen werden erneut eingeschmolzen und verwertet.
Unabhängig von aktuellen Kurs- und Börsenwerten werden Münzen Sammlerwerte beigemessen. Für Sammler, also „Numismatiker“, gibt es die „MünzenRevue“.
Staaten kommen und gehen. Mit ihnen ihre Währungen.
Die DDR hat Spuren an vielen Orten und in vielen Menschen hinterlassen. Aluminiumreste, die bei der Prägung der DDR-Mark angefallen sind, haben es bis nach Xanten ins Geldmuseum geschafft.
Wertlose Werte.
Das Brettspiel „Monopoly“ erschien im Jahr 1933 und war anfangs vor allem bei Linksintellektuellen im Nordosten der USA beliebt. Die Erfinderin Elizabeth Magie wollte mit dem Spiel die Erkenntnisse des Ökonomen Henry George der Bevölkerung näherbringen.
Papiergeld kam erstmals etwa 1000 n. Chr. in China zum Einsatz.
Ein modernes Artefakt: Mit (ganzen) Geldscheinen in Acrylkoffern wurden in den 1980er Jahren Teilnehmer von TV-Gameshows angelockt.

Heinrich Holtgreve — wir sind uns einig

Heinrich Holtgreve möchte Geld in all seinen Aggregatzuständen mit seiner Kamera sichtbar machen. Er ist durch Deutschland gereist, um Orte des Geldes aufzuspüren: Banken, Museen, Druckereien, Finanzämter, Börsen, FinTech-Unternehmen und sogar eine Bitcoin-Mine. Die Idee, Dingen einen bestimmten Wert zuzuweisen, ist seit jeher eine abstrakte Denkleistung. Heinrich Holtgreve versucht, die Entwicklung von Primitiv- über Münz- und Papiergeld bis hin zu elektronischem Geld nachzuzeichnen. Wie hat sich die Beziehung von immateriellem und materiellem Wert beim Geld verändert? Und welchen Einfluss hat dieser Wandel auf unser Leben? Mit seinem Projekt „Wir sind uns einig“ möchte er Denkanstöße für unseren Umgang mit Geld geben.

Heinrich Holtgreve ist seit 2016 Mitglied der Agentur OSTKREUZ und fotografiert für renommierte Redaktionen, Verlage und Agenturen im Inland und Ausland. Er lebt und arbeitet in Hamburg.

Weitere Fotoserien

Heinrich Holtgreve — wir sind uns einig: Teil 2

Heinrich Holtgreve — wir sind uns einig: Teil 3

Heinrich Holtgreve — wir sind uns einig: Teil 4


Heinrich Holtgreve — wir sind uns einig: Teil 5