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Heinrich Holtgreve —
wir sind uns einig: Teil 2

Geld speichern und schützen

Menschen wollen ihren Besitz schützen. Dieses gleichzeitig private wie professionelle Bedürfnis erstreckt sich vom Sparschwein über Tresore bis hin zu modernen Bankrechenzentren, in denen immaterielles Geld „gelagert“ wird.

Sparschweine, im Englischen als „Piggy Bank“ bezeichnet, wurden im Mittelalter aus Lehm hergestellt. Im Laufe der Zeit haben sich die englischen Wörter für Lehm (Pygg) und Schwein (Pig) phonetisch angenähert. Das Phänomen Sparschwein ist also auf ein Wortspiel zurückzuführen.
Immaterielles Geld: der Sammelbegriff für Geld, das keine physische Erscheinungsform hat. In modernen Bankrechenzentren herrschen höchste Sicherheitsbestimmungen: Zutritt nur für eine Hand voll IT-Spezialisten, Scanner für Fingerabdrücke und Iris sowie Transponderkarten. Auf dem Weg zu den Serverräumen steht man im Frankfurter Rechenzentrum der Deutschen Bank schließlich vor einer letzten physischen Sicherung: einer abgeschlossenen Käfigtür.
Die perforierte Oberfläche der Serverschränke betont Sicherheit und Luftfluss — zu Ungunsten der Sichtbarkeit.
Ein Großteil des Handels findet digital statt. Auch EC-Terminals an der Supermarktkasse und Geldautomaten in der Bankfiliale übermitteln ihre Informationen über das Internet. Im Netzkontrollraum der Deutschen Telekom in Bonn wird die Funktion der gesamten inländischen Netzinfrastruktur überwacht.
Im „Cyber Defense Center“ der Deutschen Telekom in Bonn werden virtuelle Angriffe auf die Netzinfrastruktur überwacht.
Bei einem Händler für antike und zeitgenössische Tresore im Oberharz stapelt sich die tonnenschwere Ware bis unter die Decke.
Das Innenleben einer antiken Tresortür.
Das Innenleben einer zeitgenössischen Tresortür.
Eins der wohl meistgesehenen Fotos trägt den Titel „Bliss“. Es zeigt eine grüne Wiese vor blauem Himmel samt Schäfchenwolken. Die Rede ist von der Desktop-Bildikone des Betriebssystems „Windows XP“. Es wurde im Jahr 1996 vom US-Fotografen Charles O’Rear in Kalifornien aufgenommen. Diese Tresore vor einer Lagerhalle im Oberharz lässt das unbeeindruckt.
Die Inszenierung der Arbeitsplätze im „Cyber Defense Center“ der Deutschen Telekom in Bonn scheint wohlüberlegt.
In einer „Tagcloud“ können Mitarbeiter live verfolgen, welche Passwörter bei aktuellen Hackerangriffen besonders beliebt sind.
Schlüssel als Wegbereiter von Passwörtern.
Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Banken und Hackern hat seine Vorläufer in Tresoren, Schließfächern und Banditen.
In einem Sparbuch der Rhein-Main Bank aus den 1950er Jahren wurde Vermögen schriftlich, auf strengem Raster, festgehalten.
Im Bankrechenzentrum wird heutzutage immaterielles Geld auf Festplatten in strengem Raster gespeichert.
Um Daten zwischen Servern zu verteilen, sind sie an Switches angeschlossen — Stellen, an denen die Fäden zusammenlaufen.
Die Serverreihen in Bankrechenzentren sind unterteilt in „Cool Aisles“ und „Hot Aisles“. Erstere stellen kalte Luft bereit. Nachdem die Luft die Prozessoren und Festplatten der Server passiert hat, hat sie deren Wärme abtransportiert und wird in die „Hot Aisles“ ausgeblasen.
Ein Blick in eine „Cool Aisle“ zwischen zwei Serverreihen. Ein Acrylkäfig sorgt für die Konservierung der Kälte.
Auch antike Tresore werden am effizientesten in Reihe gestellt — doch ohne Stromanschluss und Luftmanagement.
Zur Sicherung von Geld haben sich Ingenieure auch der Camouflage bedient. Dieser Schrank ist ein Tresor. Sein tonnenschweres Gewicht und sein stählernes Innenleben werden durch aufgemaltes Holzfurnier kaschiert.
Spuren menschlicher Präsenz in einem Bankrechenzentrum.

Heinrich Holtgreve — wir sind uns einig

Heinrich Holtgreve möchte Geld in all seinen Aggregatzuständen mit seiner Kamera sichtbar machen. Er ist durch Deutschland gereist, um Orte des Geldes aufzuspüren: Banken, Museen, Druckereien, Finanzämter, Börsen, FinTech-Unternehmen und sogar eine Bitcoin-Mine. Die Idee, Dingen einen bestimmten Wert zuzuweisen, ist seit jeher eine abstrakte Denkleistung. Heinrich Holtgreve versucht, die Entwicklung von Primitiv- über Münz- und Papiergeld bis hin zu elektronischem Geld nachzuzeichnen. Wie hat sich die Beziehung von immateriellem und materiellem Wert beim Geld verändert? Und welchen Einfluss hat dieser Wandel auf unser Leben? Mit seinem Projekt „Wir sind uns einig“ möchte er Denkanstöße für unseren Umgang mit Geld geben

Heinrich Holtgreve ist seit 2016 Mitglied der Agentur OSTKREUZ und fotografiert für renommierte Redaktionen, Verlage und Agenturen im Inland und Ausland. Er lebt und arbeitet in Hamburg.

Weitere Fotoserien

Heinrich Holtgreve — wir sind uns einig: Teil 1

Heinrich Holtgreve — wir sind uns einig: Teil 3

Heinrich Holtgreve — wir sind uns einig: Teil 4

Heinrich Holtgreve — wir sind uns einig: Teil 5